Vom Bosseln im Kirchspiel Burg-Süderhastedt

Von den Anfängen bis zur Gründung des Bosselvereins Vereinigte Geestdörfer

Bosseln ist ein uraltes Heimatspiel. Seit über 400 Jahren begeistert es jung und alt an der Westküste Schleswig- Holsteins. Gebosselt wurde früher in Dithmarschen nicht nur an den Deichen und in den Marschen, sondern auch auf den daran angrenzenden Gebieten der Geest. Ersten schriftlichen Nachweis über das Bosseln in unseren Dörfern kann man dem „Jahrbuch über das Bosseln (1902 –1903)“ von Professor Petersen aus Kiel entnehmen . Hieraus ergibt sich, dass schon früher fleißig zwischen den Dörfern gebosselt wurde.
1895 verlor Buchholz bei je 30 Mann gegen Burg mit 2 Schott. 1900 und 1901 schlug Kuden mit 15 bzw. 20 Mann Burg mit 1 bzw. 5 Würfen.
Um 1856 herum schickte Benjamin Wrage aus Kleinhastedt die Kugel nach Süderhastedt. Diesen Vergleich der beiden Nachbardörfer gewann Süderhastedt bei je 30 Mann.
Aus Eggstedt wird berichtet, dass Hinrich Thode mit den kleinsten Bosseln 25-26 Ruten (ca. 125 Meter) „ över de Hand“ werfen konnte.Marx Voß (geb.1809) sowie sein Sohn gleichen Namens waren zu ihrer Zeit die besten Werfer aus Großenrade.
Aus Kuden berichtet der Chronist, dass Johann Rathje sowie sein Vater Eggert (geb. 1800)starke Werfer waren, ebenso der Lehrer Claßen. Letzterer gab für das Bosseln der Kinder einen freien Tag, dies wurde aber ca. 1840 von der Behörde verboten. Aber beim nächsten Bosselfest bat einer der Schüler, dass der Lehrer ihnen doch frei geben möchte , sie wollten nachher auch „ furchtbar“ lernen. Als nun hierauf der Lehrer lachte , sagte der Wortführer der Knaben : „ Jungs , packt man tohopen, wie hefft Verlöw !“ Dann lief alles zum Bosseln, aber es war das letzte Mal.
Anfang der zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts muß  der Bosselsport in unseren Kirchspielen stark verbreitet gewesen sein. Klaus Wiese , Kuden, wusste aus dieser Zeit zu berichten, dass er im Jahr 1924 mit dem “Visitenwagen“ Bossler aus Kuden  zum Feldkampf Kirchspiel Süderhastedt gegen Kirchspiel Burg nach Süderhastedt brachte. Nachdem der um 1900 gegründete Burger Bosselverein bereits drei Jahre später ruhte, weil der Vorsitzende, der Schriftführer und auch der Kassierer verstorben waren, zeigte der gleiche Verein 1926 rege Aktivität. Er war Ausrichter des Dithmarscher Unterverbandfestes. Sieger wurde damals die Mannschaft aus Westerdeichstrich.
Johannes Wrage aus Buchholz erzählt, dass es in der damaligen Zeit zu einem Großkampf zwischen dem Kirchspiel Burg und der Stadt Itzehoe kam, mit 101 Mann auf jeder Seite. Die Gäste aus Steinburg waren mit dem Zug angereist und so begann der Feldkampf in der Nähe des Burger Bahnhofs, führte durch alle Gemeinden bis nach Christianslust und endete schließlich wieder am Ausgangspunkt. Der Ausgang des Kräftemessens ist leider nicht bekannt.
Ebenfalls ist aus den zwanziger Jahren nach mündlicher Überlieferung von einem Duell der damals besten Bossler ihrer Zeit - Asmus Kapellau aus Brokdorf, als besten Werfer der Wilstermarsch und Johann Lübbe aus Buchholz, als stärksten Bossler der Süderdithmarscher  Geest die Rede. Unter der Hohen Burg zeigten sie in fünf Disziplinen mit der 50g, 100g, 250g, 375g und 500g- Bossel unter dem Beifall von vielen hundert Zuschauern ihr Können. Obwohl Lübbe sich beim “över de Hand schmieten“ mit den kleinen Bosselkugeln einen Vorsprung erkämpft hatte, verlor er den Wettkampf knapp.
Während des zweiten Weltkrieges ruhte der Bosselsport. Doch schon bald danach wurde das alte Heimatspiel wieder durchgeführt. Organisatorisch meist von den Feuerwehren getragen, kam es zu vielen Feldkämpfen der Dörfer untereinander, wobei sowohl  mit der 100g-Bossel als auch mit der Pfundsbossel geworfen wurde. Zu Beginn der sechziger Jahre kam dann das Bosseln auf den Dörfern nahezu zum Erliegen. Lediglich der Feldkampf Frestedt gegen Süderhastedt wurde und wird immer noch unter großer Anteilnahme der Bevölkerung durchgeführt.
Mit Beginn des Jahres 1980 konnte wieder ein verstärktes Interesse der Bevölkerung am Bosseln verzeichnet werden. Neben einer Ausweitung der Dorfwettkämpfe kam es erstmalig zu der Aufstellung einer Kirschspielmannschaft Burg- Süderhastedt. Als Gegner wurde die Mannschaft vom Bosselverein St. Michaelisdonn gewählt, die in einem spannenden Kampf mit einem kleinen Kiekut besiegt werden konnte. In seiner Schlussrede sprach der Vorsitzende der Donner Bossler, Thies Ibs, seine Anerkennung über die gezeigten Leistungen aus, die die Bossler der „Vereinigten Geestdörfer“ an diesem Tag gezeigt hatten. Mit dieser von ihm geprägten Wortschöpfung gilt er sozusagen als “Patenonkel“ des Vereins.
So kam es dann am 31. Oktober 1980 zur offiziellen Gründung des Bosselvereins “Vereinigte Geestdörfer“. Als Versammlungsleiter konnte Süderhastedts Bürgermeister Max Schwieger hierzu den Hauptverbandsvorsitzenden Hans Jacobs aus St. Peter-Ording, den Vorsitzenden des Unterverbandes Dithmarschen Dieter Peters aus Sarzbüttel, den Vorsitzenden der International Bowlplaying Association Karl- Erich Sievers aus Hemmingstedt, den Landespressewart Ernst-H. Reimers aus Nindorf, Amtsvorsteher Otto Schnepel, Frestedts Bürgermeister Klaus-H. Staack sowie den Vorsitzenden des BV St. Michaelisdonn, Thies Ibs, begrüßen. 40 Mitglieder traten den jungen Bosselverein am Gründungsabend bei. Sie wählten aus ihrer Mitte Hermann Sievers (Quickborn) zum   1. Vorsitzenden, Jürgen Adler (Süderhastedt) zum 2.Vorsitzenden, Peter Brodersen (Frestedt) zum Kassenwart, Karsten Peters (Eggstedt) zum Schriftführer sowie als Jugendwarte Willi Paulsen (Großenrade) und Klaus-Hinrich Kröger (Süderhastedt).
 

Der Bosselverein Vereinigte Geestdörfer war hiermit aus der Taufe gehoben.